Der Vergaser | BVF 16N1-12 & BVF 16N1-5
Der Vergaser ist das Herzstück der Schwalbe. Hier wird das Gemisch, also das richtige Verhältnis von Luft und Kraftstoff reguliert. Um einen ordentlichen Motorlauf und einen niedrigen Verbrauch im Fahrbetrieb zu erreichen, sollte der Vergaser regelmäßig (mind. 1-mal im Jahr) überprüft und gereinigt werden.
Bei den Schwalbe-Fahrzeugen der -1er Serie kommen ausschließlich Vergaser vom Typ BVF 16N1-5 zum Einsatz. Einzige Ausnahme ist die KR51. Hier kommt ein BVF 16N1-1 zum Einsatz. Schwalbe-Fahrzeuge der -2er Serie besitzen serienmäßig den Vergasertyp BVF 16N1-12.
Das Kürzel 'BVF' steht dabei für den Hersteller des Vergasers, der 'VEB Berliner Vergaser- und Filterwerke'.
Baugruppen BVF16N1-Vergaser
Der Vergaser besitzt drei Baugruppen: den Startvergaser, das Leerlaufsystem und den Hauptvergaser.
Der Startvergaser wird vor allem beim Kaltstart genutzt. Bei Betätigung des Startvergaser-Hebels am Lenker (Hebel nach links - geschlossen || Hebel nach rechts - geöffnet) wird der Startvergaserkolben geöffnet, d.h. nach oben gezogen und gibt eine Öffnung frei, wodurch zusätzlicher Kraftstoff direkt in den Ansaugkanal gelangt und das Gemisch für den Startvorgang angefettet wird. Der Kaltstart wird dadurch erleichtert. Der Startvergaser bleibt auf den ersten 100 Metern im Fahrbetrieb noch geöffnet und wird anschließend nach und nach wieder geschlossen.
Das Leerlaufsystem dient dazu den Motor im Stand mit dem korrekten Luft-Kraftstoff-Gemisch zu versorgen, damit ein konstanter Leerlauf des Motors erreicht wird. Dabei ist zu beachten, dass das Leerlaufsystem des 16N1-Vergasers den gesamten Bereich bis zur Volllast beeinflusst. Daher ist es besonders wichtig, dass das Leerlaufgemisch korrekt eingestellt ist!
Der Hauptvergaser regelt das Luft-Kraftstoff-Gemisch im Fahrbetrieb. Geregelt wird dies durch den Kolbenschieber mit Teillastnadel und der Nadeldüse.
Grundsätzlich ist immer zwischen der Vergasereinstellung, also dem zündfähigen Verhältnis von Luft und Kraftstoff, und der Einstellung des Schwimmers, also dem korrekten Kraftstoffniveau im Vergasergehäuse, zu differenzieren.
BVF16N1 - Vergaser einstellen
Zunächst muss überprüft werden, ob alle Bowdenzüge (insbesondere Gasbowdenzug und Startvergaserbowdenzug) ausreichend Spiel -auch bei vollem Lenkereinschlag- besitzen.
Für die Einstellung des Vergasers ist es erforderlich, dass der Motor betriebswarm gefahren wird. Dazu sollten mindestens 20 Kilometer unter Vollast (Vollgas) gefahren werden. Erst, wenn der Motor auf Betriebstemperatur gebracht wurde, lässt sich der Vergaser auch korrekt einstellen.
Die Einstellung des Vergaser muss innerhalb von 1 - 2 Minuten vollständig abgeschlossen sein, andernfalls "überfettet" der Motor im Standgas, wodurch eine korrekte Einstellung ist nicht mehr möglich! Dann muss der Motor wieder über eine längere Strecke unter Vollast gefahren werden und mit der Neueinstellung erneut begonnen werden.
Schritt 1
Das Moped ist bei laufendem Motor (betriebswarm!) im Standgas aufzubocken. Sollte der Motor ausgehen, so muss die Gasschieber-Anschlagschraube etwas hineingedreht werden bzw. die Motordrehzahl mittels Gasgriff reguliert werden.
Schritt 2
Nun wird die Leerlauf-Luftregulierungsschraube zunächst vollständig hineingedreht (= Gemisch: max. fett) und anschließend Stück für Stück hinausgedreht, bis der Punkt erreicht wird, an dem der Motor am schnellsten läuft (= höchste Motordrehzal bei gleichmäßigem Motorlauf).
Beim BVF16N1-5 entspricht die Grundeinstellung zum Hinausdrehen der Leerlauf-Luftregulierungsschraube eine halbe bis ganze Umdrehung.
Beim BVF 16N1-12 sind es eine ganze bis zwei Umdrehungen.
Der Vergaser befindet sich dann in der sogenannten Grundeinstellung. Von dieser Grundeinstellung erfolgt dann die völlig individuelle Feinabstimmung des Vergasers auf den jeweiligen Motor. Die Feinjustierung wird in kleinen Schritten (max. 1/4 Umdrehung) durchgeführt und erfolgt bis zu dem Punkt, an dem der schnellste gleichmäßige Motorlauf erreicht wird.
Schritt 3
Zum Schluss wird noch das Standgas über die Gasschieber-Anschlagschraube so weit herunter reguliert (= Schraube hinausdrehen), so dass der Motor noch sicher im Stand läuft und nicht abstirbt.
Die Funktionsweise des Schwimmers
Der Schwimmer reguliert im Vergaser das Kraftstoffniveau. Der Schwimmer ist innen hohl und luftdicht verschlossen, so dass er immer auf dem Kraftstoff "schwimmt" und sich somit automatisch immer dem aktuellen Kraftstoffniveau im Vergasergehäuse anpasst. Wenn sich die Schwimmerkammer nun mit neuem Kraftstoff-Öl-Gemisch über das Schwimmernadelventil füllt, schließt der schließt der Schwimmer über seine Blechnase bei Erreichen eines bestimmten Kraftstoffpegels das Schwimmernadelventil, so dass die Benzinzufuhr über aus dem Kraftstofftank über den Benzinschlauch unterbrochen wird. Erst, wenn durch den laufenden Motor genügend Kraftstoff verbraucht wurde und das Kraftstoffniveau wieder sinkt, öffnet der Schwimmer das Schwimmernadelventil und gibt so wieder die Kraftstoffzufuhr frei.
Dies bewirkt, dass im Vergasergehäuse immer ein gleichbleibend hohes Kraftstoffniveau erreicht wird.
Probleme können insbesondere bei einem defekten Schwimmer (= undicht und füllt sich mit Kraftstoff, wodurch das Schwimmergewicht verändert wird) auftreten. Häufig führen auch fehlerhafte Schwimmereinstellungen zu einem erschwerten Startverhalten oder zum Überlaufen des Vergasers, wobei Kraftstoff über den Überlauf aus dem Vergaser austritt.
Daher ist es auch wichtig, immer nach Abstellen des Fahrzeugs den Benzinhahn zu schließen, falls ein Defekt am Schwimmermechanismus besteht.
BVF16N1 - Schwimmer einstellen
Um den Schwimmer einzustellen, muss der Vergaser ausgebaut und das Vergasergehäuse geöffnet werden. In Simson-Werkstätten gab es zum Einstellen des korrekten Niveaus ein Niveauprüfgerät. Heutzutage muss sich der Simsonschrauber mit der behelfsmäßigen Methode zufrieden geben.
Schritt 1
Zum Einstellen des Schwimmerniveaus wird der Vergaser bei eingebautem Schwimmer, jedoch ohne das Gehäuseunterteil kopfüber ("stehend") gehalten.
Die Blechnase am Schwimmer schließt das Nadelventil, darf dabei aber nicht den Federstift vom Schwimmernadelventil eindrücken, sondern berüht diesen lediglich! Der Abstand zwischen der Schwimmeroberkante und der Vergaserdichtfläche (ohne Vergasergehäusedichtung!) muss
beim
BVF 16N1-5 ca. 28 mm und
beim
BVF 16N1-12 ca. 29 mm betragen.
Durch Verbiegen der Blechnase am Schwimmer wird der korrekte Wert eingestellt.
Schritt 2
Anschließend wird der Vergaser umgedreht und der Schwimmer losgelassen. Nun wird bei hängendem Schwimmer das Maß zwischen Schwimmerunterkante und Vergaserdichtfläche (ohne Dichtung) gemessen. Der Wert muss
beim
BVF 16N1-5 ca. 32 mm und
beim
BVF 16N1-12 33,5 mm betragen.
Auch hier wird wieder die Nase des Schwimmers so verbogen, dass der korrekte Wert erreicht wird.
FRAGEN RUND UM DEN VERGASER |
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- Details Muss ein 'voreingestellter' Vergaser noch eingestellt werden?
- Ja, eine Einstellung ist auf jeden Fall erforderlich! Immer häufiger gibt es bei diversen Simsonhändler 'voreingestellte' Vergaser. Voreingestellt bedeutet jedoch lediglich, dass der Schwimmerstand schon auf das korrekte Maß eingestellt wurde.
Die Einstellung der Leerlauf-Luftregulierungsschraube sowie der Gasschieber-Anschlagschraube wurde jedoch noch nicht durchgeführt. Im günstigsten Fall wurde der Vergaser auf Grundeinstellungen gebracht, aber auch dies ist nicht immer der Fall. Außerdem muss ein Vergaser auch immer völlig individuell auf den jeweiligen Motor angepasst werden, auf dem er betrieben wird.
Übrigens - Mitunter lassen sich manche Simsonhändler diesen Service auch noch bezahlen!
Solltest Du Dich dennoch für einen voreingestellten Vergaser entscheiden, rate ich dazu die Einstellungen nochmals zu überprüfen. Leider ist es in der Vergangenheit schon häufiger vorgekommen, dass bei voreingestellten Vergasern der Schwimmerstand trotzdem fehlerhaft war.
- Details Vergaser aus DDR-Produktion oder aus Nachbauproduktion?
- Bei Onlineauktionshäusern gibt es häufig eine große Auswahl an originalen BVF16N1-Vergasern, während bei den Simsonhändlern die BVF16N1-Vergaser als Nachbau erhältlich sind.
Ob ein originaler DDR-Vergaser oder eine neuer Nachbauvergaser nach Originalplänen nun besser ist, ist - wie so oft - eine Glaubenssache. Zwar gab es bei den Nachbauvergasern mitunter Qualitätsschwankungen, bei denen die Vergasergehäuse undicht oder unsauber verarbeitet waren und einzelne Metallspäne die Düsen verstopften. Ich persönlich habe nur gute Erfahrungen mit Nachbauvergasern gemacht und kann daher auch nichts negatives über die Nachbauvergaser berichten.
Sofern ein originaler Vergaser aus DDR-Produktion Mängel aufweist, kann dieser in der Regel wieder instandgesetzt werden. Hierfür bieten die Simsonhändler sogenannten "Reparaturkits" an. Je nach Vergasermodell lassen sich hier dann die einzelnen Bauteile (Schwimmer, Vergaserdüsen, Teillastnadel) gegen Neuteile aus Nachbauproduktion ersetzen. Diese Instandsetzung ist dann im Vergleich zum neuen Nachbauvergaser immer noch wesentlich günstiger.
Daher sind nach meiner Erfahrung originale DDR-Vergaser genauso gut geeignet wie Nachbauvergaser aus der neuen Produktion.
- Details Umbau des BVF16N1-5 in einen BVF16N1-12 möglich?
- Nein, leider nicht. Auch, wenn sich die Vergasermodelle gemäß dem Vergaserdatenblatt scheinbar nur aufgrund unterschiedlicher Leerlaufdüsen voneinander unterscheiden, sind die beiden Vergasermodelle nicht baugleich. Sie unterscheiden sich in den Luftkanälen (Vergaserflansch), die je nach Schwalbe-Modelle verschlossen sind und so auf den jeweiligen Motor feinabgestimmt sind.
Darüber hinaus erlischt strenggenommen mit der Verwendung eines anderen BVF16N1-Vergasers die Allgemeine Betriebserlaubnis, da sich das Fahrzeug dann nicht mehr in einem werksmäßigem Zustand befindet.
- Details Umbau des BVF16N1-12 in einen BVF16N1-5 möglich?
- Nein, leider nicht. Auch, wenn sich die Vergasermodelle gemäß dem Vergaserdatenblatt scheinbar nur aufgrund unterschiedlicher Leerlaufdüsen voneinander unterscheiden, sind die beiden Vergasermodelle nicht baugleich. Sie unterscheiden sich in den Luftkanälen (Vergaserflansch), die je nach Schwalbe-Modelle verschlossen sind und so auf den jeweiligen Motor feinabgestimmt sind.
Darüber hinaus erlischt strenggenommen mit der Verwendung eines anderen BVF16N1-Vergasers die Allgemeine Betriebserlaubnis, da sich das Fahrzeug dann nicht mehr in einem werksmäßigem Zustand befindet.
- Details Ist die Verwendung von BVF16N3 Vergasern zulässig?
- Ja, die Verwendung von BVF16-N3 Vergasern in der Schwalbe ist zulässig. Bei den etwas moderneren BVF16N3-Vergasermodellen handelt es sich um technisch überarbeitete Vergaser, die aufgrund neuer Umweltschutzregelungen ab Werk verbaut wurden. Aufgrund ihres etwas geringeren Verbrauchs werden sie in der Schwalbeszene häufig auch als "Sparvergaser" bezeichnet.
Wichtig ist, dass das richtige Vergasermodell je nach Fahrzeugmodell verbaut ist. In alle Schwalbemodelle der /1er Serie kann alternativ zum BVF16N1-5 auch der BVF16N3-11 Vergaser eingebaut werden. In alle Schwalbemodelle der /2er Serie kann alternativ zum BVF16N-12 auch der BVF16N3-1 Vergaser verbaut werden.
- Details Ist die Verwendung von BING-Vergasern zulässig?
- Die Verwendung von BING-Vergasern in den Schwalbemodellen der /1er Serie ist unzulässig, da der BING-Vergaser zumindest für die /1er Modelle mit dem älteren M53-Motor kein offizielles Ersatzteil war. Dennoch besteht aber die Möglichkeit einer TÜV-Abnahme, wodurch die Nutzung eines BING-Vergasers auch rechtlich in einer /1er Schwalbe zulässig wäre.
Bei Schwalbemodellen der /2er Serie ist die Verwendung eines BING 17/15/1104 rein theoretisch zulässig und möglich. Allerdings wurden /2er Schwalben ab Werk niemals mit einem BING-Vergaser ausgestattet, dafür aber die S51, die mit dem gleichen Motorenmodell ausgestattet ist. Auch hier dürfte aber -zur eigenen Sicherheit- eine TÜV-Abnahme möglich sein.
Ich persönlich würde von der Verwendung des BING-Vergaser abraten, da die BVF16-N1 Vergaser perfekt auf den Motor und die Luftansaug- und Abgasanlage abgestimmt sind, daher der Austausch des Vergasers auch gar nicht erforderlich ist.
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